Nachdem Tara, Sydda und ich mit den Musikvereinen Stipshausen und Bundenbach ein schönes gemeinsames Konzert gespielt hatten, trafen wir uns tags drauf zu einem kleinen Fotoshooting. Wenige Tage zuvor hatte ich die Zwillinge noch mit Schminktipps und ein paar Fotoideen versorgt. Als Location diente uns ganz einfach der heimische Garten der Mädchen. Das sollte sich noch als großen Vorteil erweisen, wenn es darum ging, mal schnell ein Shirt oder die ganze Garderobe zu wechseln. Während ein Mädchen mit Fotografieren beschäftigt war, konnte sich die andere umziehen.
Da ich den Garten vorher nicht kannte, wurde improvisiert. Aber es war alles da, was man so brauchte: Eine Wand zum Anlehnen, eine Wiese zum Hinlegen, ein schöner Kirschbaum als Schattenspender, eine attraktive Gartenlandschaft und ein Nadelbaum, der ein gleichmäßiges Hintergrundmuster bot. Im Textabschnitt hinter den Fotos beschreibe ich euch dann, welche Hilfsmittel ich für die Aufnahmen benutzt habe.
Vielen Dank an Tara, Sydda und den Assistenten Dominik!!!
Die Fotos an der weißen Wand sind alle bei Umgebungslicht („Available Light“) entstanden. Das bot sich insofern an, da die Wand Schatten spendete und der Hintergrund in der Ferne von der Sonne schön bunt angeleuchtet wurde. Hilfsmittel waren nicht notwendig. Insofern ist dazu nichts weiter zu sagen.
Für die Fotos unter dem Kirschbaum mussten wir für Tara erst einmal eine geeignete Kiste suchen, damit sie sich bequem an den Ast anlehnen konnte. 🙂 Diese Hürde war also schon mal genommen. Das Sonnenlicht projizierte aber leider durch die Blätter sehr harte und damit unschöne Schatten und Lichtflecke. Die entschärften wir, indem Dominik einen großen Diffusor zwischen Model und Sonne hielt. (Mehr zum Thema Diffusor/Swatter siehe 2. Abschnitt in „Fotoshooting mit Svenja“.)
Auf dem Gruppenbild der beiden Mädchen musste meine Kamera gegen die untergehende Sonne ankämpfen. Diese kam von hinten und bot somit ein wunderschönes Konturlicht auf Haut und Haare. Da der Hintergrund an der Stelle keine 2m tief war, wollte ich unbedingt eine große Blende (hier F2,8) verwenden, um diesen wenigstens ein bisschen unscharf zu machen (Objektiv: 70-200mm, F2,8). Da der Schärfebereich dann sehr klein ist, bat ich die Mädchen auf einer Ebene mit gleichem Abstand zur Kamera Platz zu nehmen. Bei ISO 100 resultierte daraus aber immerhin noch eine Belichtungszeit von 1/1000s. Zum Einsatz eines Aufhellblitzes war die maximale Synchronzeit meiner Kamera von 1/200s damit also deutlich überschritten. Also brachte ich einen Reflektor zum Aufhellen der beiden Damen zum Einsatz. Bei einer geschätzten Spannweite ihrer Beine von zusammen bis zu 2m war der große California Sunbounce Pro Reflektor (130cm*190cm) genau richtig. Schließlich stand mir mit Dominik ein starker junger Mann zur Seite. Da die Lichtquelle zum Aufhellen immer möglichst groß sein soll, stellte er sich einfach neben mich und die Kamera und versuchte von oben die beiden Mädchen so nah wie möglich anzuleuchten.
Die sogenannte „Zebra“-Bespannung des Reflektors finde ich genau richtig in der Farbtemperatur. Bei den einfachen Faltreflektoren fehlt es mir bei der Silberseite etwas an Wärme. Die Goldseite ist dagegen viel zu warm! Das sieht meist nur live gut aus. Auf den Fotos muss man die Farbtemperatur schließlich doch wieder reduzieren, weil es sonst unnatürlich aussieht; und dann ist nichts gewonnen. Die Reflektoren von California Sunbounce, übrigens eine deutsche Firma, haben zwar ihren Preis, aber dafür auch den entscheidenden Vorteil, dass sie das Licht gleichmäßig zurückwerfen. Denn dadurch, dass die größeren Faltreflektoren nicht wirklich stabil sind und sich leicht verbiegen lassen, neigen sie dazu, das reflektierte Licht stellenweise wie eine Schüssel zu bündeln und es so auf eine Stelle zu konzentrieren, während die restliche Umgebung nicht mehr ganz so viel Licht abkriegt. Das Segel der Sunbounce-Geräte wird dagegen mit Aluminiumrohren gespannt und bietet immer eine plane Fläche.
Noch ein Wort zum Umgang mit Reflektoren und den Models: Die Dinger blenden bei direkter Sonne wie verrückt! Daher weise ich meine Assistenten mit den Kommandos „Licht an!“ und „Licht aus!“ immer an, nur dann die Szene zu beleuchten, wenn ich auch wirklich am Fotografieren bin. Die Menschen gehen ganz unterschiedlich mit der Blendung durch den Reflektor um. Manche vertragen sie besser als andere. Wenn Kinder durch das Licht gereizt werden, muss man leider abbrechen und sich etwas anderes überlegen. Ansonsten hilft es auch manchmal, dass das Model erst kurz vor dem Schuss die Augen öffnet oder sie/er bringt als Accessoire mal eine Sonnenbrille zum Einsatz. 🙂
Für alle anderen Fotos kam zum Ausleuchten und Aufhellen die Technik des entfesselten Blitzens zum Einsatz (Durchlichtschirm, Blitzgerät, Funk-Blitzauslöser, Schirmneiger und Stativ). Mehr Details zum Thema entfesselt Blitzen findet ihr am Ende des Artikels „Das erste Mal – Endlich entfesselt Blitzen!“ Beim Shooting mit Tara und Sydda hat ein sogenanntes Galgenstativ gute Dienste geleistet. Dieses hat nämlich im Vergleich zum normalen Lampen-Stativ den Vorteil, dass man den Durchlichtschirm sehr nah an das Model heranführen kann, ohne dass gleich der Stativfuß im Weg und damit im Bild ist. Vor allem auf unwegsamem Gelände, wo man direkt neben dem Model kein normales Stativ sicher hinstellen könnte macht ein Galgenstativ mit seiner enormen Spannweite einen guten Job. Ich bin mit meinem Manfrotto 420CSU Galgenstativ sehr zufrieden. Das ist die Version mit den schweren Stahlelementen. Damit bringt das Stativ schon mal genügend Eigengewicht mit, damit es mit Schirm nicht beim kleinsten Windstoß umgeblasen wird. Wenn ich den Auszugsarm auf mehr als 1,5m auslege, ist der Sack mit Gegengewicht aber Pflicht. In der Regel ist es ausreichend diesen mit 4 bis 6 Fläschchen Wasser a 0,5l zu bestücken.
P.S.: Wenn du noch Fragen oder Anmerkungen zur Technik hast, benutze einfach die Kommentarfunktion. Ansonsten kannst du mir auch über das Kontaktformular eine Nachricht zukommen lassen.