Zu Beginn eine kleine Anmerkung vornweg: Bislang habe ich versucht, meine Blogbeiträge chronologisch einzustellen. Da ich aber seit langem immer um mindestens ein Jahr hinterher hänge, gebe ich das nun auf. 🙂 In Zukunft werde ich die Blogbeiträge einstellen, sobald ich die Fotos entwickelt und nachbearbeitet habe. Ältere Artikel reiche ich nach, so wie ich Zeit dazu finde.
Meine Nichte Svenja und ich hatten schon seit längerem ein kleines Fotoshooting geplant. Bevor die kühlen Herbsttage anbrachen, haben wir noch einen schönen Spätsommerabend im September 2012 erwischt. Eigentlich will es mir im Sommer zum Fotografieren nie spät genug sein. Denn das harte Licht der Mittags- und Nachmittagssonne wirft unvorteilhafte Schatten, insbesondere auf das Gesicht. Außerdem ist es meist in der prallen Sonne zu heiß: Die Ausdauer der Beteiligten lässt früher nach, das Makeup der weiblichen Models leidet darunter und durch Schwitzen entstehen Glanzstellen im Gesicht bei Männern wie Frauen. Dann heißt es abtupfen und/oder nachpudern, da Glanzstellen sich schlecht weg retuschieren lassen. Was man tun kann, um aber dennoch in der Sonne schöne Portraits machen zu können, beschreibe ich im Anhang hinter den Bildern. Das Fotoshooting machten wir werktags nach der Arbeit. So kam es, dass wir nach einer kurzen Ortsbegehung und dem Aufbau der Geräte erst ab 19 Uhr mit dem eigentlichen Shooting beginnen konnten. Insofern war hier nicht die Sonne das Problem, sondern die rasch einsetzende Dämmerung im September! Zum Glück hatten wir nach 20 Uhr schon genug Material im Kasten. Denn für weitere Aufnahmen wurde es für meine Canon EOS 50D bezüglich Präzision des Autofokus und ISO-Rauschen schon so langsam kritisch.
Als Location diente uns in Kirn der Hinterhof des Verwaltungsgebäudes der Verbandsgemeinde Kirn-Land. Um diese Uhrzeit hatten die Mitarbeiter ihr Büro längst verlassen und so waren wir auch ungestört. Svenja hatte sich vorab ein paar Fotoideen selbst überlegt. Dafür brachte sie schwarze Luftballons, weißen Organzastoff und verschiedene Kleideroutfits mit. Ein paar Tage zuvor habe ich eine Ortsbegehung gemacht und ein paar Ecken in die engere Wahl genommen. Wir waren uns einig: die Eisentreppe vor der Backsteinwand musste unbedingt mit aufs Bild.
Die Lichtsetzung mit Stativen gestaltete sich aufgrund des Bodens und der Höhenunterschiede teilweise schwierig. Aber zum Glück stand Svenjas Mama Martina als Assistentin zur Verfügung. So konnte sie mit einer Teleskopstange das Blitzlicht dorthin bringen, wo wir es benötigt haben. Vielen Dank! Ich benutze einen Elinchrom Boomarm, 63 – 156 cm. Auch „Boom Stick“ oder Teleskop Auslegearm“ genannt. Das Blitzlicht wurde mittels Durchlichtschirm sozusagen weicher gemacht.
Bei der Gelegenheit haben wir auch gleich noch zwei Fotos für Martina gemacht. Die Ergebnisse seht ihr hier.
Herzlichen Dank an Svenja und Martina!
P.S.: Noch Fragen oder Anmerkungen? Dann benutzt die Kommentarfunktion. Dafür ist sie da!
Was tun, wenn man in der Mittagssonne People- und Porträtaufnahmen machen möchte bzw. muss? Auch dafür gibt es Tricks. Schließlich können Profis sich beispielsweise für Fashion- oder Katalogaufnahmen am Strand sich nicht nur auf die frühen Morgen- oder Abendstunden beschränken. Zugegeben passt dieser Exkurs hier nicht zu den aktuellen Fotos, aber wenn ich das Problem schon anspreche, möchte ich auch gleich Lösungsansätze liefern. 🙂 Hier seien mal meine Favoriten genannt, die mit möglichst wenig Aufwand (auch finanziell) zu realisieren sind:
- Schattige Plätzchen bevorzugen, wenn es die Umgebung zulässt. Das kann in der Natur unter einem Baum sein, am Haus unter einer Veranda oder in der Stadt unter einer Arkade, je nachdem was die Örtlichkeit bietet.
- Gegen die Sonne fotografieren, d.h. das Model mit dem Rücken zur Sonne (bzw. etwas seitlich) fotografieren. Bei Bedarf das Gesicht mittels Reflektor oder Blitz aufhellen, wenn es bei direktem Gegenlicht zu dunkel wird. Beim Aufhelllicht sollte die Lichtquelle immer möglichst groß sein, damit diese selber keine sichtbaren Schatten wirft! Daher den Reflektor möglichst nahe ans Gesicht etc. halten. Die weiße Seite reicht häufig schon aus. Wenn man nur einen Aufsteckblitz dabei hat, diesen wenn möglich gegen eine benachbarte Wand bouncen. Alternativ Durchlichtschirm bei geringer Blitzleistung benutzen. Im Notfall einfach den Aufklappblitz zum Aufhellen aktivieren. Dabei ist es häufig sinnvoll, die Blitzleistung per Blitzbelichtungskorrektur zu reduzieren. Wenn ein Ausbrennen des Hintergrunds nicht erwünscht ist, muss weiter abgeblendet werden und die Belichtung des Models durch eine höhere Blitzleistung kompensiert werden. Das ist aber ein Thema für sich. Hier gehe ich bei Gelegenheit nochmals drauf ein.
- Das Model abschatten: Das kann man natürlich ganz einfach mit einem Karton, einem Reflektor oder was man sonst zur Hand hat, machen. Das Umgebungslicht reflektiert genügend Licht, so dass alles abgeschattete trotzdem noch sichtbar ist. Besser ist allerdings ein Diffusor oder Sun-Swatter, wie er sonst noch genannt wird. Bitte den hier genannten Diffusor nicht mit einem Blitzaufsteckdiffusor verwechseln. Das Segel eines Diffusors/Swatters kann bis zu mehrere Quadratmeter groß sein. Ein Diffusor ist ohnehin meist Teil eines 5 in 1-Faltreflektors. (Dafür mag ich die größeren Faltreflektoren ganz gerne. Zum Reflektieren dagegen nicht.) Der Diffusor/Swatter lässt halt noch einen gewissen Prozentsatz an Licht durch und bricht dabei auch die harten Schattenkanten. D.h. Sonne und Swatter wirken gemeinsam wie eine Softbox. Dementsprechend ändert sich auch die Lichtcharakteristik mit dem Abstand des Swatters zum Model. Auch ein Durchlichtschirm ist ein guter Diffusor für Sonnenlicht. Möglicherweise kann man den Schirm auch gleich vom Model halten lassen und ins Foto mit einbauen, wenn es passt. Den bunten Schirm, den Svenja hält setze ich in solchen Fällen auch gerne ein.
Die beiden ersten Methoden (Schatten suchen und gegen die Sonne fotografieren) haben leider den Nachteil, dass sie einen bei der Wahl der Location und zum Teil auch beim Posing einschränken. Eine Lichtführung durch gezieltes Abschatten und gezieltes Aufhellen ist natürlich die Beste Lösung für unser „Problem“ Sonne. Leider aber auch die aufwendigste, auch in finanzieller Hinsicht. Kombinationen der genannten Methoden sind selbstverständlich auch möglich.
Wenn das alles nicht möglich ist, weil man rein gar keine Hilfsmittel dabei hat und das Model unbedingt vor einem bestimmten Hintergrund stehen muss und dabei voll dem Sonnenlicht von vorn ausgesetzt ist, dann sollte das Model wenigstens nicht nach unten sehen, wegen der unschönen Schatten unter Augen und Nase, sondern sollte während der Aufnahme tendenziell in Richtung Sonne blicken.
Mehr zum fototechnischen Hintergrund dieses Fotoshootings und zum Thema entfesselt Blitzen, Blitzgeräten, Funk-Blitzauslöser, Durchlichtschirme etc. findet ihr am Ende des Artikels „Das erste Mal – Endlich entfesselt Blitzen!“
© Markus Holzhäuser