[Aktualisiert am 13.03.2016]
Hallo Leute, schön dass ihr wieder vorbei schaut!
Für das Hochzeitsshooting von Ramona und Thomas haben wir gleich mehrere Anläufe nehmen müssen. Denn wir hatten mit dem Spätsommerwetter einfach kein Glück und mussten den Termin mehrfach kurzfristig wegen Regens verschieben. Das ist unschön, da man alle Beteiligten (Brautpaar, Friseur und Visa, Fotograf und evtl. Assistenten) erneut wieder terminlich unter einen Hut bringen muss. Aber mir persönlich ist ein verschobenes Shooting lieber, als eines bei plötzlich aufkommendem Regen! 🙂
Da die beiden beim Betreiber des Steinbruches in Kirn arbeiten und sich auch auf der Arbeit kennen gelernt haben, lag es auf der Hand, das Shooting im alten Steinbruch, Kirn zu machen. Dieser Steinbruch ruht zurzeit und eine Erlaubnis zum Fotografieren war kein Problem.
Wie vor jedem Hochzeitsshooting, habe ich mit dem Pärchen zuvor ein Probeshooting gemacht. Das hat sich bewährt, da man hier, ohne den Druck perfekte Endergebnisse produzieren zu müssen, verschiedene Dinge wie Hintergründe, Posing oder kleine Spielchen ausprobieren kann. Für Motive, die bei der Probe nicht die gewünschte Wirkung erzielen, wird somit im Hauptshooting erst gar keine Zeit verschwendet. Das Team ist beim zweiten Mal besser eingespielt und das Hochzeitsshooting insgesamt effizienter.
Fotos vom Probeshooting
Murphys Gesetz folgend fanden wir die Location beim zweiten Termin, dem Hochzeitsshooting, aber natürlich nicht mehr so vor, wie beim Probeshooting! Arbeiter hatten den Steinbruch vorher schön ordentlich aufgeräumt! Ich will lieber gar nicht wissen, ob man uns damit einen besonderen Gefallen tun wollte! 🙂 Jedenfalls stand die alte verrostete Mulde eines Kippers nicht mehr an ihrem ursprünglichen Platz. Sie war entleert und hatte sich zwischenzeitlich mit Regenwasser gefüllt. Auch die mit Graffiti besprühten Häuschen wurden komplett abgerissen. Folglich waren ein paar unserer Wunschmotive gestorben. – In so einem Fall macht man einfach das, was man immer in der Fotografie tut: Man macht einfach das Beste draus! 🙂 Aus dem Grund habe ich diesmal den Fotos vom Hochzeitsshooting ein paar Bilder vom Probeshooting vorweg gestellt.
Um ein bisschen Abwechslung in die Hochzeitsfotos zu bringen und nicht Gefahr zu laufen, dass die Fotos vielleicht eintönig oder grau in grau wie die Steine werden – was sich im Nachhinein nicht bewahrheitet hat – haben wir als zweite Location die Schülerkiesel in Kirn ausgewählt. Direkt an der Nahe gelegen (Nebenfluss des Rheins) bieten die kleinen Pflanzenbeete und Kinderspielgeräte zahlreiche nette Hintergrundmotive zur Hochzeitsfotografie.
Im Anschluss an die Bilder hinterlasse ich für begeisterte Fotografen wie immer ein paar Worte zur eingesetzten Technik.
Herzlichen Dank an Ramona und Thomas!!!
Fotos vom Hochzeitsshooting
TTL-Funkauslöser Yongnuo YN-622C
Bei diesem Shooting hatte ich den Luxus, dass mich gleich zwei und zeitweise sogar drei Assistentinnen beim Lichtaufbau unterstützen konnten. Und nicht nur das: Hier kamen meine neuen TTL-Funkauslöser Yongnuo YN-622C erstmals zum Einsatz. Ich berichtete im letzten Artikel („Hochzeitsshooting bis zur Dunkelheit“), dass ich einige „Kilometer“ zurückgelegt hatte, um immer wieder zu den Lichtformern zu laufen und dort die Blitzleistung und andere Blitzeinstellungen von Hand anzupassen. Denn die damals verwendeten einfachen Funkauslöser Yongnuo RF-602 unterstützen leider keine Remotesteuerung. Moderne Auslöser wie die YN-622C können das. Vorausgesetzt die Blitzgeräte sind auch TTL-fähig, dann tauschen Kamera und Blitz per YN-622 ihre Steuersignale via Funk aus. Diese Funktionalität gibt es eigentlich schon recht lange, aber erst seit 2012/2013 auch zu einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis. Die gängigen Alternativen zu preisgünstigen TTL-Auslösern wie den YN-622 hatten für mich nämlich immer irgendwelche gravierende Nachteile:
- Kabel: Mit einem Kabel kann man den Aufsteckblitz aus der ungünstigen Objektivachse heraus bewegen. Aber man kann damit auch nur einen einzigen Blitz per TTL ansteuern. Außerdem behindern Kabel oder Spiralkabel den Fotografen ständig.
- Infrarot-Lösung: Canon realisierte früher sein hauseigenes E-TTL-Blitzen ausschließlich per Infrarot-Schnittstelle. Diese Lösung hatte den entscheidenden Nachteil, dass sie draußen, insbesondere bei Sonne, nicht zuverlässig oder gar nicht funktionierte. Mittlerweile bietet Canon dies für die neueste Generation an Blitzen in einer Funkvariante an. Die Summe aller Einzelteile ist aber immer noch sehr teuer. Was das Canon-Blitzsystem betrifft, habe ich früher immer neidisch zum Nikon iTTL-System geblickt.
- Funkauslöser von Pocket Wizard oder Phottix: Diese beiden Firmen zählen zu den Pionieren und Vorreitern in diesem Bereich. Die Geräte sind sehr gut, haben aber auch ihren Preis.
Die YN-622 tun was sie sollen: Man kann bis zu drei Gruppen direkt von der Kamera aus steuern und im manuellen Modus die Blitzleistung der 3 Gruppen separat einstellen. Lediglich der Zoomwinkel ist für alle Blitze meines Wissens bei Verwendung einer Canon Spiegelreflex gleich. Darüber hinaus unterstützen sie auch High Speed Synchronisation (HSS), den 2. Verschlussvorhang, das Modellierlicht über die Abblendtaste, Flash Exposure Compensation (FEC), Flash Exposure Lock (FEL), Flash Exposure Bracketing (FEB) und vieles mehr.
Über die kleinen Helfer wurde schon viel geschrieben. Von daher möchte ich auf eine Auflistung der technischen Details hier verzichten und lieber noch was zu den Erfahrungen aus diesem Shooting sagen. Im Vergleich zu den einfachen RF-602 ist die Quote, dass ein Blitz mal nicht auslöst, etwas höher. Insbesondere dann, wenn zwischen Sender und Empfänger eine größere Entfernung liegt. Siehe Making-Of-Foto unten: Das Brautpaar läuft vor dem Panorama der großen Felswand. Wenn ich schon das Pärchen vor so einer gewaltigen Kulisse mit Weitwinkelobjektiv (28mm an Vollformat) so klein darstellen muss, dann sollte wenigstens der Kontrast zwischen Paar und Hintergrund entsprechend groß sein. Daher habe ich den Hintergrund, also das Umgebungslicht, etwas unterbelichtet. Daraus resultieren kräftigere Farben, insbesondere beim Himmel. Erhöhtes Rauschen in den Tiefen, das man sich dadurch einhandelt, war mir bei dem Motiv mit seinen wilden Texturen egal. Das Brautpaar hingegen hat Assistentin Tamara mit Blitz und Durchlichtschirm, die an einem Boomstick befestigt waren, angeleuchtet (manuelle Blitzleistung Speedlite YN568EX von 1/16). Sie ist einfach mit den beiden mitgelaufen und ich habe aus gut 50 bis 80 m Entfernung das Foto gemacht und dabei den Blitz ferngezündet. Während beim Probeshooting die RF-602 bis auf ein einziges Mal immer ausgelöst haben, hatten die YN-622 einen Ausschuss von über 20 Prozent. Eine extreme Herausforderung an die Geräte, wie ich finde. Insofern geht der hohe Ausschuss in Ordnung. Falls ich sowas ähnliches nochmal machen sollte, nehme ich dann gleich das RF-602-System zum Auslösen. Die Assistentin habe ich im finalen Foto samt Zubehör einfach weg retuschiert – sorry! 😉
An der Stelle noch vielen Dank an meine Licht-Assistentinnen Esther, Tamara und Marie-Christin! Ich hoffe, ihr hattet die folgenden Tage keinen Muskelkater! 😉
Sehr hilfreich bei Dämmerung oder im Dunkeln ist auch das rote Hilfslicht der YN-622 zur Unterstützung des Autofokus. Beim Champagnerspritzen war es aber schon so dämmrig, dass wir Autoscheinwerfer auf die Szene gerichtet haben, um überhaupt noch genug sehen zu können. Das Scheinwerferlicht ist im Vergleich zu den beiden Blitzen aber so schwach, dass es auf dem Foto nicht zu sehen ist.
Etwas nervig sind dagegen die Tasten an den Seiten eines YN-622. Sie sind alle gleich und lassen sich aus Versehen leicht drücken. Die Gefahr, dass ich statt der Taste für eine Testauslösung, die Kanal- oder Gruppen-Taste drücke und mir Kanal bzw. Gruppe verstelle ist relativ groß. Ich habe mir nun Aufkleber auf die Test-Taste gemacht. 🙂 Gemessen am tollen Preis-/Leistungsverhältnis ist dies aber Jammern auf hohem Niveau.
Nachbearbeitung in Lightroom
Alle Fotos wurden ausschließlich in Lightroom nachbearbeitet. Dem geübten Auge dürfte klar sein, dass die Bilder nicht so leuchtend aus der Kamera kommen. Die lokalen Werkzeuge wie Verlaufsfilter und insbesondere der Radialfilter haben hier gute Dienste geleistet. Vor allem in Verbindung mit einer selektiven Erhöhung bzw. Absenkung der Farbtemperatur.
Über meinen kompletten Workflow in Lightroom werde ich mal einen separaten Artikel schreiben. Aber hier noch schnell ein Quick-Tipp zur Performance-Steigerung: Rechenintensive Filter wende ich immer erst zum Schluss an, da sonst das Rendern des Bildes beim Zoomen und Entwickeln zum Geduldsspiel wird. Es kommt immer auf das Foto drauf an, aber ganz allgemein versuche ich folgende Reihenfolge zu beherzigen:
- Bildzuschnitt und Grundeinstellungen immer zuerst
- Gradationskurve, Kamerakalibrierung, Farbton, Sättigung, Luminanz, Teiltonung nach Bedarf. Anschließend diese Einstellungen auf verwandte Fotos synchronisieren.
- Erst dann lokale Anpassungen mit Pinsel, Verlaufsfiltern und Radialfilter durchführen. Lokale Filter, bei denen die Regler für Temperatur, Schärfe, Rauschen, Moire und „Rand entfernen“ benutzt werden, möglichst erst zum Schluss einarbeiten. Wenn möglich, die Pinsel und Verlaufsfilter auf ähnliche Fotos synchronisieren und im Zielfoto anpassen.
- Wenn das Bereichsreparatur-Werkzeug oft zum Einsatz kommt, z.B. für die Beautyretusche, sollten auch diese Arbeiten möglichst am Ende der Nachbearbeitung umgesetzt werden.
- Erst ganz zum Schluss kümmere ich mich um die Einstellungen zu den Details, wie Luminanz-Rauschreduzierung, Farbrauschen und Schärfen.
Eine Sonderrolle nehmen bei mir die Objektivkorrekturen ein. Eigentlich sind Operationen wie Objektivkorrekturen oder Transformieren auch sehr rechenintensiv. Diese wende ich aber, wenn ich sie mal benötige, meist direkt nach dem Bildzuschnitt an, damit ich in den folgenden Bearbeitungsschritten sehe, was ich editiere. Genauso wie ich gleich zu Beginn entscheide, ob Lightroom mir die Objektiv-Vignettierung beseitigen soll oder nicht. Denn die Objektivkorrekturen in Lightroom haben eine große Wirkung auf das Gesamtbild. Ich setze sie aber recht selten und sehr selektiv ein.
Ich lege für jedes Shooting einen separaten Lightroom-Katalog an, arbeite also sozusagen Session-orientiert. Der Katalog für dieses Shooting mit ca. 80 Fotos ist dank massiver lokaler Anpassungen mit Pinsel und Co. sage und schreibe 1,1 GB groß geworden (komprimiert). Nachdem ich meine Backups gemacht habe, behalte ich zum Betrachten der fertigen Bilder nur noch die fertigen JPGs auf dem Rechner. Katalog und RAW-Dateien können dann gelöscht werden. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie groß mein Katalog bereits wäre, wenn ich für alle Shootings nur einen einzigen verwenden würde.
Wenn Du noch Fragen oder Anmerkungen hast, oder etwas mit mir diskutieren möchtest, dann hinterlasse einfach einen Kommentar oder sende mir über das Kontaktformular eine Nachricht. Vielen Dank!
© Markus Holzhäuser