Das erste Mal – Endlich entfesselt Blitzen!

Wenn man sich die Frage stellt, wie es Profifotografen schaffen, immer und nicht nur zufällig, ihre Modelle vom Hintergrund abzuheben, führt dies unter anderem zur Antwort, dass diese das Licht gezielt steuern. So liegt es nahe, beispielsweise das Sonnenlicht, mit einem Reflektor auf die zu portraitierende Person umzulenken. Oder man bedient sich z. B. eines Blitzgerätes, um das Model bzw. das Objekt zu beleuchten.

Befindet sich der Blitz direkt auf der Kamera, also genau auf der optischen Achse von Kamera und Objekt, so resultieren daraus häufig die weniger ansprechenden Aufnahmen, mit viel Licht im Gesicht, dafür aber einem harten Schlagschatten am Körper oder im Hintergrund. Die automatischen Belichtungsprogramme vieler Kameras tun ein Übriges für solche flachen und totgeblitzten Fotos.

Die Lösung besteht darin, den Blitz von der optischen Achse weg zu bewegen, um das Model zum Beispiel von schräg oben anzuleuchten. Der Blitz ist sozusagen entfesselt. Den harten Schlagschatten weicht man dadurch auf, indem man die Lichtquelle optisch vergrößert und möglichst nah an das Model heranführt. Oder man benutzt große Objekte oder Flächen in der Nähe als natürliche Reflektoren und blitzt indirekt. Zur optischen Vergrößerung beim direkten Blitzen eignen sich sogenannte Durchlichtschirme oder Softboxen ganz gut. Das Blitzgerät blitzt einfach in ihre große weiße Fläche hinein oder hindurch. Die Steuersignale von Kamera zu Blitz werden dabei entweder über Kabel, Funksignale oder optische Impulse übertragen.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich habe mir eine erste Grundausstattung, die man zum entfesselt Blitzen braucht gekauft und im Kreise der Familie an Ostern 2011 ausprobiert. So habe ich einfach mal ein paar Lichtsetups, die ich auf YouTube gesehen oder in Internet-Artikeln gelesen habe, nachgebaut. Die Ergebnisse seht ihr in den nachfolgenden Fotos. Wer sich für die Details zum Equipment interessiert, kann mehr darüber im Anschluss an die Fotos lesen.

Am Anfang, ohne jegliche Erfahrung, ist es natürlich nicht leicht, freiwillige Models zu finden. Dann ist es sehr hilfreich, wenn man auf eine große Familie oder einen aufgeschlossenen Freundeskreis zurückgreifen kann. 🙂 An der Stelle noch mal 1000 Dank an Svenja & Mario sowie Julia & Maik für ihre Unterstützung!

 

Der Markt bietet zahlreiches Zubehör zum entfesselten Blitzen. So bestand die Herausforderung erst einmal darin, die für meine Zwecke beste Lösung zu finden. Bei der Zusammenstellung der Komponenten waren für mich die folgenden Punkte wichtig: Das Equipment war für den mobilen Einsatz gedacht und sollte leicht und nicht sperrig sein. Die Einzelteile sollten von guter Qualität und zum Teil später erweiterbar sein, damit das Geld nicht nach ein paar wenigen Anwendungen herausgeworfen ist. Allerdings sollte die Anfangsinvestition auch überschaubar bleiben.

Produkte mit 220V-Stromanschluss oder Kabel zum Übertragen der Steuersignale standen nicht zur Disposition. Infrarotauslöser unterstützen zwar die TTL-Belichtungsmessung, haben aber den Nachteil, dass sie im Freien und bei starkem Sonnenlicht nicht immer zuverlässig auslösen. Darüber hinaus sind die Infrarotsysteme für eine Kamera von Canon sehr teuer. Daher habe ich mich für das Funk-Blitzauslöser-Set RF-602 von Yongnuo entschieden. Diese haben bei mir bislang immer zuverlässig ihren Dienst getan. Im Frühjahr 2011 zählten Funkauslöser, die TTL unterstützen, noch zum Profizubehör und hatten dementsprechend ihren Preis. Auf den Komfort der automatischen TTL-Belichtungsmessung kann man aber in den meisten Fällen gut verzichten. Manuell kommt man genauso ans Ziel.

Als erste Grundausstattung reicht im Prinzip schon die einfache Ausführung mit nur einem Blitzgerät (One Light Setup). Wenn man die Sonne im Rücken des Models als sogenanntes Rim Light und einen Reflektor zur Aufhellung der Schatten integriert, hat man damit im Prinzip schon drei Lichtquellen. Damit lässt sich schon richtig gut was anfangen. Flexibler ist man aber mit zwei oder gar drei Blitzgeräten.

Einen Systemblitz vom Typ Canon Speedlite 580EX II hatte ich bereits. Wenn die TTL-Signale ohnehin nicht übertragen werden, tut es aber auch ein einfacher Blitz aus der analogen Fotografie (sofern der Blitzschuh passt). Diese gibt es z. B. sehr preiswert gebraucht zu kaufen oder zu ersteigern. Meine Wahl fiel auf Systemblitze der Marke Yongnuo Speedlite YN560 (1. Generation). Sie haben ein ausgezeichnetes Preis-/Leistungsverhältnis.

Als Lampenstativ hat sich das WT-806 von Walimex bewährt. Das Alu-Stativ ist leicht, lässt sich im Tragebeutel gut transportieren und ist mit einer Maximallänge von 2,5 m und bis zu 10 kg Belastbarkeit gut gerüstet für größere Aufgaben. Ein kleines Stativ des Typs WT-802 ist ganz praktisch, wenn man den Blitz in Bodennähe positionieren oder hinter einem Objekt verstecken muss.

Die Durchlichtschirme sehen aus wie Regenschirme ohne Griff mit geradem Stock und sind mit weißem Stoff bespannt. Meine ersten Modelle haben einen Durchmesser von 109 cm und sind hinten an den Ösen zusätzlich mit schwarzem Stoff bespannt. Das verhindert drinnen, Streulicht von hinten (Softbox-Prinzip), bringt aber draußen nicht viel. Eins bis zwei Schirme auf Vorrat zu kaufen, kann kein Fehler sein, denn wenn man nicht aufpasst und keine Gewichte zur Stabilisierung an das Stativ macht, fällt bei einer Windböe die Apparatur schnell um und der Durchlichtschirm ist unter Umständen kaputt.

Ein kleines, aber sehr wichtiges Teil, stellt der sogenannte Schirmhalter bzw. Schirmneiger dar. Er verbindet die Komponenten Stativ, Systemblitz inklusive Funksystem und Durchlichtschirm miteinander. Zusätzlich kann man mit ihm den Neigewinkel von Blitz und Schirm verändern. Da dieser im Extremfall richtig was aushalten muss, sollte man auf Qualität achten. Meine Manfrotto MA 026 Lite-Tite Schirmneiger funktionieren heute noch wie am ersten Tag.

Sich das ganze Zubehör im ersten Schritt zu beschaffen ist das eine, die Lichtintensität zwischen Umgebungslicht und Blitzen bezüglich des zu fotografierenden Objekts abzustimmen, fand ich beim Shooting – und auch heute noch – neben dem Posing mit das Schwierigste. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister. 🙂

Beim letzten Foto im Sommerlook habe ich ausschließlich mit einem Reflektor gearbeitet. Ein 5 in 1 Reflektor/Diffusor-Set der Größe 100 x 150 cm und einer Wechselbespannung in den Farben Weiß, Schwarz, Silber und Gold kam dafür zum Einsatz. Diesen Faltreflektor setze ich heute aber nur noch als Hintergrund oder Diffusor ein. Reflektoren von California Sunbounce z. B. sind wesentlich besser. Darüber aber mehr in einem separaten Beitrag.